Symbolbild: Verbundenheit – Nähe und Miteinander
Beziehungsräume & Verbundenheit

Verbundenheit

Zwischen Abgrenzung und Nähe: Warum wir Verbindung brauchen – zu uns, zueinander und zur Welt.

✒ Helena Junker-Kukolja Lesedauer: ~4 Min

Die Welt scheint im Moment erfüllt zu sein von Themen der Spaltung, der Abgrenzung, der Abneigung. Wir suchen nach dem, was uns nicht gut tun könnte – und finden tausend Dinge.

Was passiert in uns, wenn wir uns im Abwerten verlieren? Vermeintlich steigt kurz der eigene Wert. Vermeintlich sind wir die, die es wissen. Wir sind die Opfer, wir sind die, denen Schaden zugefügt wird.

Wir kündigen Arbeitsverhältnisse, Freundschaften, Beziehungen, distanzieren uns von Eltern, Geschwistern, Kindern – weil uns all das schadet. Wie oft fällt in Therapien der Satz: „Du musst dich abgrenzen lernen.“

Grenzen sind natürlich und oft notwendig: wenn etwas nicht unseres ist oder wenn schadende Energien in unser Feld eindringen. Ohne Grenze kann sich keine Eigenenergie formen. Unsere körperliche Grenze ist das Prisma, durch das wir die Außenwelt erleben – und durch das sich unsere Innenwelt formt.

Wenn wir jedoch allzu beschäftigt sind mit Abgrenzung, droht am Ende ein Leben ohne Verbindung: einsam, ohne rechten Platz. Es fehlt der Satz: „Womit möchtest du verbunden sein?“

Wenn wir uns lebendig, erfüllt, bedeutungsvoll und sicher fühlen wollen, brauchen wir Verbindung. Die Bande zwischen unseren Ahnen, uns und unseren Kindern; die Verbindung zwischen Wald und Lunge, Sonne und Herz. Den tieferen Blick in die Augen unserer Mitmenschen – so tief, bis wir uns selbst darin sehen. Manchmal ist es herrlich, sich darin zu verlieren. Wir brauchen das Gefühl, zu teilen und teilzuhaben: mit klarem Selbst in ein großes Ganzes einzutauchen – und sich darin auch einmal aufzulösen.

Der Genuss der Verbundenheit braucht eine Renaissance.
Face to face, skin to skin, heart to heart.
Porträt von Helena Junker-Kukolja
Helena Junker-Kukolja
Ärztin, Paar- und Sexualtherapeutin · IFS-Therapeutin (i.A.)