Selbstfürsorge
Was bedeutet es, angemessen für sich sorgen zu können?
Wenn wir geboren werden, sind wir darauf angewiesen, dass andere für uns sorgen. Nicht nur Essen, Wickeln oder Getragenwerden sind essenziell – auch die Gefühlsregulation gelingt anfangs nur mit Unterstützung. Sorgeberechtigte helfen uns, das einzuordnen, was in uns und um uns herum passiert: Ist etwas gefährlich, irrelevant oder freudebringend? Von ihnen lernen wir zudem, wie wir diese Einschätzungen und die damit verbundenen Gefühle regulieren – innerlich und äußerlich.
Im Erwachsenenalter zehren wir von dem, was wir als Kinder gelernt haben. Wo Fähigkeiten fehlen, können wir sie nachreifen lassen. Hilfreich ist, die eigenen Lernfelder zu identifizieren:
- Kann ich gut erspüren, wie ich mich im Augenblick fühle – statt wie ich mich fühlen sollte?
- Kann ich austarieren, wann eine innere und wann eine äußere Veränderung notwendig ist?
- Finde ich Wege, mein Inneres zu verändern, damit es mir besser geht (z. B. durch hilfreiche Gedanken oder Bewegung)?
- Finde ich Wege, mein Äußeres zu verändern, damit es mir besser geht (z. B. durch ein klärendes Gespräch)?
Diese Fragen begleiten uns täglich – in Partnerschaften sind sie besonders bedeutsam. Wenn uns bewusst wird, dass genau diese Dynamiken uns bewegen und öffnen, können selbst schwierige Momente zu Lerngelegenheiten für beide Partner werden. Verfeinern wir fortwährend unsere Selbstfürsorge, beruhigt das etwas tief in uns – und unsere Fürsorge für andere wird authentischer.
Systemischer Therapeut und Familientherapeut (DGSF)