Liebevoll sein

Ich erlebe öfters, dass sich in Paarbeziehungen ein für mein Gefühl hässlicher und abfälliger Tonfall und Umgang miteinander eingeschlichen hat. Menschen, die sich doch in aller Regel irgendwann mal versprochen haben, sich gegenseitig in Liebe zuzuwenden und sich zu bereichern, verlieren das Liebevolle im Alltag und verstehen die Vertrautheit der Paarbeziehung geradezu als Einladung, dem Anderen mal mehr, mal weniger versteckte Gemeinheiten an den Kopf zu werfen. Das fängt vielleicht  nur mit Kleinigkeiten an, wird mit der Zeit immer mehr und beide gewöhnen sich dann offenbar so sehr daran, dass auch die Steigerungen und das Ausmaß erst gar nicht über die Wahrnehmungsschwelle kommen. Dass eine solche Paarbeziehung immer noch als befriedigend und bereichernd empfunden werden kann, ist dann eigentlich kaum mehr vorstellbar…
 
In solchen Fällen versuche ich, den Umgang des Paares mit sich bewusst zu machen. Natürlich empfindet jeder Mensch das unterschiedlich, aber letztlich wollen wir doch alle, dass mit uns liebevoll und respektvoll umgegangen wird. Viele denken, dass es nicht wichtig sei, aber viele kleine Verletzungen führen eben zu einer Abstumpfung, die die Paarbeziehung und letztlich das ganze Leben ärmer macht. Es ist hilfreich, sich noch einmal zu erinnern, was man an dem Anderen mag, und selbst auf das, was man nicht mag, mit Liebe zu schauen und dieser Liebe auch im Alltag Ausdruck zu verleihen. Mit liebevollen Worten und Gesten und vor allem: mit einer liebevollen Haltung.
 

✒ Oliver Bergreen