Symbolbild: Bedürfnisse in Beziehungen
Beziehung & Psychologie

Kein Partner kann alle Bedürfnisse erfüllen

Es ist verlockend zu glauben, der geliebte Mensch könne all unsere Sehnsüchte stillen. Doch echte Reife entsteht, wenn wir lernen, Verantwortung für unsere Bedürfnisse zu übernehmen – und sie achtsam zu kommunizieren.

✒ Oliver Bergreen Lesedauer: ~4 Min

Auch wenn es sich in der Phase der Verliebtheit manchmal so anfühlt: Kein Partner kann alle Bedürfnisse erfüllen – und er oder sie muss es auch nicht. Das wäre eine Überforderung sowohl für die Person als auch für das Konzept der Paarbeziehung. Es ist völlig in Ordnung, manche Bedürfnisse in anderen Beziehungen oder Lebensbereichen zu leben.

Wichtig ist, dies offen und verantwortlich zu tun. Doch genau dort begegnen Paare oft dem Thema Eifersucht. Trotzdem: Bedürfnisse zu verleugnen ist keine Lösung. Wer sie verdrängt, läuft Gefahr, dem anderen unbewusst Vorwürfe zu machen oder in Unzufriedenheit zu geraten. Der erste Schritt ist daher, unerfüllte Bedürfnisse zu erkennen und zu benennen – was für viele gar nicht so leicht ist.

Erkennen, was fehlt – und was möglich ist

Wenn klar wird, welches Bedürfnis unerfüllt bleibt, stellt sich die Frage: Was kostet es, darauf zu verzichten? Und was kostet es, es zu erfüllen? Manche Wünsche lassen sich leicht loslassen, andere leicht erfüllen, sobald ihre Bedeutung sichtbar wird. Oft reicht es schon, dass das Bedürfnis ausgesprochen werden darf und Raum bekommt.

Wenn Bedürfnisse aufeinanderprallen

Schwierig wird es, wenn ein Bedürfnis für den einen zentral ist, der andere es aber nicht erfüllen kann oder will. Wird das ignoriert, drohen verdeckte Konflikte, die sich an ganz anderer Stelle entladen. Wenn Paare sich diesen Themen stellen, können sie gemeinsam Lösungen entwickeln – Kompromisse, mit denen beide gut leben können. Das ist Arbeit, aber sie lohnt sich: Das gegenseitige Verständnis wächst, und oft auch die Zufriedenheit.

„Beziehung reift, wenn zwei Menschen ihre Grenzen kennen – und dennoch offen füreinander bleiben.“
Oliver Bergreen
Oliver Bergreen
Dipl.-Sozialarbeiter, Systemischer Therapeut und Supervisor (DGSF)