Ein Platz für mich bei uns

Wie viel wollen wir in einer Partnerschaft zusammen unternehmen? Wie viele Aktivitäten wollen wir teilen? Wollen wir zusammen wohnen? Wollen wir ein gemeinsames Konto? Wollen wir Kinder? Wieviel Zeit brauchen wir zusammen?

All diese Fragen haben etwas mit dem mit dem Spannungsfeld von Symbiose und Autonomie in einer Partnerschaft zu tun. Meiner Erfahrung nach ist es schön, wenn man viele Lebensbereiche teilen kann. Eine zu starke Verflechtung kann aber auch hinderlich sein, da man im Fall der Fälle möglicherweise die eigene Stimme nicht mehr hören oder ausdrücken kann. Um solchen Situationen vorzubeugen, ist es immer mal wieder gut, auch Dinge für sich allein zu unternehmen. Durch eine solche Haltung kann auch in diesen alternativen Lebensaktivitäten ein eigenes Gefühl bzw. eine andere Art von Intimität entstehen, das einen aufladen und im besten Fall wieder positiv zurück in die Partnerschaft gehen lassen kann.

Natürlich gibt es in unterschiedlichen Phasen einer Partnerschaft verschiedene Prioritäten. Dass man zu Beginn einer Partnerschaft eher die Nähe/Symbiose sucht und mit der Zeit wieder mehr in das Fühlen des Eigenen kommt ist ein ganz normaler Prozess, aber auch in diesen Anfangsphase kann es durchaus als gut und gesund erlebt werden, sich seinen eigenen Raum zu nehmen.

Das Ganze ist und bleibt in einer Partnerschaft eine stetige Herausforderung. Gerade deshalb, weil man im Kontakt häufig die latente (oder eingebildete) Erwartung spürt, voll in die Symbiose gehen zu müssen. Es wird gefühlt nach mehr Nähe verlangt und man hat vielleicht manchmal schon ein schlechtes Gewissen in der Abgrenzung. Aber wenn man den Raum, den man braucht in besonnener Haltung für sich nimmt, dann fühlt es sich gut an, wieder zurückzukommen und man fühlt sich stärker, stabiler, mehr bei sich.

Aus dem Mehr-bei-sich-sein, aus der daraus resultierenden Spannung heraus kann die Partnerschaft wiederum leben, atmen und auch interessanter werden.

 

✒ Dr. Robin Junker